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Kundinnen vor Reisen im Kosmetikstudio beraten und behandeln: Diese Behandlungen sollten Sie als Kosmetikerin anbieten. Alles zu Abläufen, Kalkulation und möglichen zusätzlichen Einnahmen durch besondere Serviceangebote.
Wie heißt es immer so schön: „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“. Damit die Erlebnisse einer Reise auch für die Haut positiv werden, gibt es einiges zu beachten. Wie Sie wissen, hat die Haut zu jeder Jahreszeit andere Bedürfnisse und benötigt eine jeweils etwas andere Pflege.
Vor einer Reise ist es für eine Kundin manchmal gar nicht so einfach, alle Erfordernisse der Hautpflege im Vorfeld zu bedenken. Oft reist man im Winter in die Wärme, vielleicht auch im Sommer in die Kälte. Nicht zu vergessen die Zeit zwischen den Jahreszeiten. Es ist noch nicht ganz Sommer, aber die Frühjahrsonne brennt. Oder im Herbst: So richtig kalt ist es noch nicht, aber der kalte Wind bläst kräftig. Auch Reisen im Sommer in eine sommerliche Gegend können wettertechnische Überraschungen bergen. Was also ist zu tun? Der Kosmetikerin fallen dabei primär zwei Aufgaben zu: Die „richtigen“ Behandlungen passend zur Jahreszeit anzubieten und die Kunden adäquat zu beraten.
Behandlungswünsche vor der Reise
Die beliebtesten Behandlungswünsche in diesem Zusammenhang sind: Gesichtsreinigung inklusive eines kräftigen Peelings, Depilation von Beinen, Bikinizone oder auch Männerrücken, Färben von Wimpern und Augenbrauen, Cellulite-Behandlungen, Straffungs- und gewichtsreduzierende Behandlungen. Auch Handbehandlungen in Form von Peeling, Packung und Pflegecreme mit Lichtschutzfaktor stehen jetzt im Fokus. Denn, erfahrungsgemäß stören sich besonders die etwas älteren Damen an Überpigmentieren der Hände, die sie leicht verschämt „Altersflecken“ nennen. Wenn dafür auch hauptsächlich Faktoren wie das hormonelle Geschehen verantwortlich sind, so kommt der Sonne als verstärkender Faktor auch eine Rolle zu. Sind Cellulite-Behandlungen und/oder gewichtsreduzierende Behandlungen geplant, so wäre ein Beginn mit den kurmäßigen Behandlungen spätestens ab Mai zu empfehlen.
Perfekte Zeit für Zusatzverkäufe im Kosmetikstudio
Im Kosmetikinstitut ist die Reisezeit Ihrer Kundinnen also keineswegs die gefürchtete „Lücke“ im Behandlungskalender. Es ist die Zeit für Zusatzbehandlungen und der Zusatzverkäufe. Seien es Produkte wie Lippenpflegestifte mit Hyaluronsäure, ein spritziger Nagellack, kühlende Gesichtspackungen, Pflegecremes für Hände und Füße, Bodylotionen und natürlich Lichtschutzmittel – genau diese Dinge kauft Ihre Kundin jetzt, denn Urlaubsstimmung versetzt in Kauflaune. Ein extra Service und nettes Giveaway wäre z.B. eine Sonderabfüllung (als Reisegröße, kein Pröbchen) eines besonderen Duschgels. So erinnert sich die Kundin auch im Urlaub gern an ihre Kosmetikerin.
Abstimmung mit der Kundin
Im Gespräch mit der Kundin werden in Abstimmung mit dem Reiseziel alle Wünsche erfasst und entsprechende Institutsbehandlungen vorgeschlagen. Dabei werden der aktuelle Hautzustand sowie die Gegebenheiten am Reiseort berücksichtigt. Weiterhin wird die Kundin mit adäquaten Tipps (vielleicht in Form einer Dos-and-Don’ts-Liste, die mit dem Logo der Kosmetikerin versehen und damit Werbung und Service zugleich ist) und mit den erforderlichen Pflegeprodukten ausgestattet.
In diesem Zusammenhang ist auch über den weitverbreiteten Irrtum, dass vorgebräunte Haut nicht mehr sonnengefährdet ist, aufzuräumen. Denn Achtung: Bräune bietet keinen Schutz vor Belastung durch UV-Strahlen! Auch kann die Kombination von Salz, Wasser und Sonne die Gefährdung erhöhen. Gleichermaßen wird die Nachsorge, d.h. mögliche Behandlungen nach dem Urlaub besprochen.
Aktives Agieren, mit Behandlungsvorschlägen seitens der Kosmetikerin, ist hier gefragt und meist zielführend. Immer daran denken: Oft wissen gerade die Stammkunden gar nicht, was es für besondere Behandlungen gibt. Wieso das so ist? Weil leider gerade oft Stammkunden wenig abwechslungsreich behandelt werden. Oft mit fatalen Folgen, denn das Gewinnen von Neukunden ist deutlich teurer als der Erhalt von Stammkunden.
Gesichtsbehandlung vor einer Sommerreise
Ich stelle nun im Folgenden eine geeignete Gesichtsbehandlung vor einer Sommerreise vor. Davon ausgehend, dass die Reise für Juli/August geplant ist, sollte die unten beschriebene Behandlung spätestens im Juni stattfinden. Da es sich hier um eine etwas aufwendige und kostspielige, dafür sehr effektive Behandlung handelt, ist es auch möglich, diese Behandlung in kleinere Segmente aufzuteilen. In diesem Fall sollte dann die letzte Behandlung kurz vor Reiseantritt terminiert werden und sowohl Färben und Gesichtsreinigung inklusive Peeling beinhalten.
Mikrodermabrasion kombiniert mit Ultraschall und Modelage
In den Sommermonaten sollte besser auf Mikrodermabrasionsbehandlungen verzichtet werden, weil Sonnenexposition nach dieser Behandlung zu vermeiden ist. Die Sonneneinstrahlung könnte trotz guten Lichtschutzes zu stark sein. Nicht nur Sonnenbrand und Rötungen könnten Folge sein, sondern Pigmentstörungen wären fast vorprogrammiert. Deshalb schlage ich für diese Behandlung in der Regel einen Abendtermin im Mai oder Juni vor und berate die Kundin entsprechend. In der Beratung erkläre ich, wie Modelagen wirken. Diese sich selbst erwärmenden Masken werden sehr fest und die Kundin sollte nicht unter Platzangst oder Beklemmungsgefühl leiden. Modelagen regen die Osmose an, haben einen straffenden Effekt und öffnen die Poren – was einerseits die Ausleitung und andererseits die Wirkstoffaufnahme erhöht. Meist enthalten Sie verschiedene Mineralien.
Ablauf der Gesichtsbehandlung vor der Reise
Gesichtsreinigung. Peeling (Enzym- oder Fruchtsäurepeeling). Korrektur der Augenbrauen. Färben von Wimpern und Augenbrauen. Mikrodermabrasion. Wirkstoffapplikation. Einschleusen mit Ultraschall. Auftragen der Modelage gemäß der Herstellerangaben (Einwirkzeit nach herstellerangaben). Entfernen der Modelage. Klassische Gesichtsmassage. Tonisieren. Abschlusspflege.
Kosten, Zeit- und Preiskalkulation für die Kosmetikerin
Für diese Behandlung müssen mindestens 120 Minuten eingeplant werden. Ausgehend von einem Minutenpreis von 1,30 EUR ergäbe das einen Mindestbehandlungspreis von 156 EUR. Das hört sich im ersten Moment etwas hochpreisig an. Material- und Geräteeinsatz müssen aber berücksichtigt werden (Modelagen erfordern seitens der Kosmetikerin etwas mehr Know-how und eine gewisse Fertigkeit und sind zudem auch im Einkauf hochpreisiger als übliche Crememasken). In Anbetracht dieser Fakten ist ein Behandlungspreis von 170 EUR angemessen. Wie eingangs erwähnt, kann die intensive Behandlung auch in mehrere Segmente aufgeteilt werden, was dann in der Preiskalkulation berücksichtigt werden muss.
Aufteilung in drei Behandlungssegmente in der Übersicht
Erstes Segment: Reinigung, Peeling, Mikrodermabrasion, Ultraschall (Preis: 75 EUR). Zweites
Segment: Reinigung, Modelage, Massage (Preis: 65 EUR). Drittes Segment: Reinigung, Färben, Maske (Preis: 45 EUR). Zeitrahmen: jeweils 40 MinutenDie eingesetzten Wirkstoffe
Enzyme oder Fruchtsäuren. Hyaluronsäure oder Argireline. Kornblumenextrakt. Retinol (Vitamin A in Reinform). Coenzym Q 10. Jojoba. Aloe vera. D-Panthenol. Microsilver.
Das Reiseset: Service im Kosmetikstudio
Neben ihren üblichen Pflegeprodukten für Gesicht und Körper benötigt die Kundin für ihre Reise ein Lichtschutzmittel mit entsprechenden Lichtschutzfaktor. Außerdem sind ein kühlend wirkendes und rötungsminderndes Mittel, z.B. ein Aloe-vera-Gel, oft hilfreich und sollte deshalb im Reiseset nicht fehlen. Sinnvoll ist es außerdem, die Pflegeprodukte in kleineren Abfüllungen zusammen zu stellen. Die meisten Kosmetikhersteller und Vertriebsfirmen bieten komplette Reisesets in netten kleinen Täschchen an. Für Kunden, die zu starkem Haarwuchs neigen, sind fertige Wachsstreifen für die Beinenthaarung im Reiseset sinnvoll. In diesem Fall ist das beruhigend wirkende Aloe-vera-Gel oder Microsilver ein Muss.
Für einen Kurzurlaub genügen Proben. Einen besonderen Service stellt es dar, wenn diese individuell für die Kundin zusammengestellt werden. Verpackt in ein nettes Täschchen oder Beutelchen wird die Wertigkeit erhöht. Dieser Service-Tipp wirkt möglicherweise beim ersten Hinschauen etwas verkaufsschädigend. Ist er aber nicht, wenn das Probenset mit ein paar Worten darüber, dass es ein kleines Danke für Kundentreue darstellt, überreicht wird. Es könnte sogar, wenn es auf für die Kundin bisher unbekannte Produkte aufmerksam macht, verkaufsfördernd sein.
Zu guter letzt: Don’ts bei Behandlungen vor der Reise
Ein paar Dont`s gibt es natürlich für die Kosmetikerin auch. Da wäre z.B. das starke Peeling gleich nach dem Urlaub oder die Depilation der Bikinizone einen Tag vor der Reise. Dieser Zeitabstand wäre, insbesondere bei Kundinnen, die diese Anwendung zum ersten Mal bekommen, zu kurz. Unerwartete Hautrötungen im depilierten Hautareal könnten die ersten Urlaubstage störend sein.
Unser Artikel Beratung und Behandlung vor Reisen im Kosmetikstudio ist erschienen im Beauty Forum 06/2018
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