Naturkosmetik im eigenen Studio: Das gibt es zu beachten

  • Naturkosmetik ist längst nicht mehr nur in Reformhäusern oder Naturkostläden zu erhalten. Die Zeiten des leicht verstaubten Images sind längst vorbei. Naturkosmetik im Hochpreis-Segment – das ist inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Naturkosmetik ist im Discounter, aber mittlerweile eben auch in den Wellness-Bereichen der Luxushotels zu finden.

    Ist das ein Trend, den sich die praktizierende Kosmetikerin zu Nutze machen sollte? Und wenn ja, wie? Und worauf gilt es dabei zu achten?

    Das Gesundheitsbewusstsein und der Wunsch nach nachhaltiger Lebensführung sind in den letzten Jahren bei vielen Menschen deutlich stärker geworden. Dieser Personenkreis ist gut informiert und möchte kompetent beraten und – auch und vor allem auch im kosmetischen Bereich – entsprechend seinen Vorlieben behandelt werden. Behandlungen sollen effektiv und darüber hinaus zunehmend eben auch ganzheitlich sein.

    Ein kontinuierliches Absatz-Wachstum von Naturkosmetik um ca. 10 % jährlich spricht für diesen Wandel. Allein in Deutschland beträgt das Umsatzvolumen inzwischen über 1 Milliarde Euro. Und das bei der Tatsache, dass die Umsatzzahlen bei konventioneller Kosmetik eher stagnieren. 8 % des insgesamt mit Kosmetika erzielten Gesamtumsatzes entfällt mittlerweile auf Naturkosmetik. Das ist viel, wenn man zurückschaut. Wenig allerdings ist das, wenn man Visionen hat und in die Zukunft blickt. Alle abrufbaren Erhebungen sprechen diesbezüglich eine eindeutige Sprache: Der Markt bzw. die Nachfrage ist noch lange nicht gesättigt. Naturkosmetika gehört die Zukunft. Und diese Zukunft hat längst begonnen. Am besten stellen Sie sich so schnell wie möglich darauf ein.

    Folgende Fragen sollten Sie sich dabei jedoch stellen: Was genau ist Naturkosmetik? Wie finde ich mich im Dschungel der Angebote zurecht? Wie unterscheide ich „Greenwashing“ von wirklicher Naturkosmetik?

    Der Verbraucher verbindet mit dem Begriff Naturkosmetik: Ausschließlich pflanzliche Inhaltsstoffe, keinerlei Konservierungs- und Duftstoffe, komplett umweltfreundliche Verpackungen.

    Diesen berechtigten Ansprüchen und Anforderungen der Kunden gerecht zu werden, ist in der Praxis jedoch nicht einfach. Der Begriff Naturkosmetik ist nicht geschützt, letzten Endes ist es ein sehr vager Begriff. Es gibt keine verbindlichen Richtlinien, die festlegen, welche Anforderungen ein Produkt erfüllen muss, um es mit dem Prädikat Naturkosmetik zu versehen. Angaben zu Quantität, Qualität und Herkunft der pflanzlichen Inhaltsstoffe, deren Konzentration und Verarbeitungsart sind von Hersteller zu Hersteller verschieden – hierzu gibt es leider keine gesetzlichen Regelungen. Zertifizierungen können hilfreich sein, lösen aber die Probleme nicht völlig. Denn meist liegen den verschiedenen Zertifizierungen nicht die gleichen Kriterien und Maßstäbe zugrunde. Auch rufen Marken oft eigene Zertifizierungslabel ins Leben und setzen damit ihre eigenen Maßstäbe.

    Genaues Hinsehen, kritisches Nachfragen und ggf. die Überprüfung durch dritte unabhängige Stellen sollten bei der Auswahl der von Ihnen verwendeten Marken und Produkte zum Standardrepertoire gehören. Fordern Sie entsprechende eindeutige Informationen von Ihren Lieferanten und Vertriebspartnern ein. Diese sollten Ihnen jederzeit umgehend und vor allem umfassend Rede und Antwort stehen können.

    Als hilfreich zur Unterscheidung kann folgendes Raster gelten:

    Naturnahe Kosmetik: Enthält zumindest teilweise natürliche Inhaltsstoffe, auf verschiedene synthetische Rohstoffe wird weitestgehend verzichtet. Hinweise auf nicht verwendete Inhaltsstoffe geben sogenannte „Free-off“- Claims bzw. auf Deutsch die Bezeichnung „frei von“. Diese sind jedoch mit Vorsicht zu genießen: Der Verbraucher fühlt sich durch Hinweise wie „mineralölfrei“ oder „ohne Parabene“ zwar beruhigt. Die tatsächlich enthaltenen Inhaltsstoffe jedoch geraten dadurch beim Betrachter oft in den Hintergrund.

    Naturkosmetik: Der Anteil natürlicher Rohstoffe ist groß, folgende Inhaltsstoffe werden meist nicht eingesetzt: Silikone, synthetische Farb- und Duftstoffe, synthetische Fette und Öle, radioaktiv bestrahlte Inhaltsstoffe, gentechnisch veränderte Organismen, Rohstoffe auf Erdölbasis. Verschiedene Zertifizierungen helfen bei der Orientierung. Am bekanntesten sind in Deutschland die Siegel „BDIH Standard“ für kontrollierte Naturkosmetik sowie die Zertifizierungen von ECOCERT und von NATRUE.

    Biokosmetik: Es gelten ähnliche Kriterien wie bei Naturkosmetik. Zusätzlich findet sich hier zumindest immer ein gewisser Anteil pflanzlicher Rohstoffe in Bioqualität. Höchstmögliche Bio-Qualität garantiert das Siegel von Demeter, welches biologisch-dynamische Gesichtspunkte bei Pflanzenanbau und Herstellung berücksichtigt. Bei Fairtrade gibt es zu bedenken, dass durch dieses Siegel Arbeitnehmer geschützt sind, es sich aber nicht um eine Aussage über Bio-Qualität handelt.

    Die Umstellung auf naturkosmetische Behandlungen

    Man muss nicht auf jeden fahrenden Zug aufspringen. Wenn das Spezialgebiet also anderswo als bei Naturkosmetik liegt – vielleicht eher im apparativen Bereich – so muss man Behandlungsangebote nicht unbedingt komplett umstellen, bloß weil es gerade „in“ ist. Viele Strategien haben ihre Berechtigung. Andererseits lassen sich natürliche Wirkstoffe aber zumindest punktuell wunderbar in jedes bestehende Konzept integrieren. Wichtig bei einem grundsätzlichen Wechsel hin zur Naturkosmetik jedoch ist, dann auch persönlich zu 100 % hinter dieser Philosophie zu stehen. Nur wer selbst für Naturprodukte brennt, kann seine Kunden glaubhaft von ihren Vorzügen überzeugen. Das gesamte Institut muss dann konsequent auf Naturprodukte ausgerichtet sein oder werden. Dabei sollte man auch an Kleinigkeiten denken. Billige Flüssigseife im Seifenspender, aggressive Putzmittel usw. sind da ein No-Go.
    Vor einem Umstieg von herkömmlicher Kosmetik auf Naturkosmetik im Kosmetikinstitut ist unbedingt Marktbeobachtung im eigenen Umfeld zu betreiben. Dabei ist sorgfältig zu prüfen:

    Interessiert sich der vorhandene Kundenstamm für diese Naturbehandlungen?

    Kann der bestehende Kundenkreis durch die geplante Veränderung erweitert und ein neuer Kundenkreis hinzugewonnen werden?

    Passt das neue Konzept zum Gesamtauftritt des Instituts, zu den bisherigen Behandlungskonzepten und Angeboten? Denn auch neue innovative Ideen sollten die „alten“ Konzepte nicht unglaubwürdig erscheinen lassen.

    Passen Logo und Firmenphilosophie des Unternehmens mit der neuen Thematik zusammen?

    Ist die Inhaberin/der Inhaber in der Lage, seine Begeisterung für Naturprodukte glaubhaft und authentisch zu zeigen?

    Sind die entsprechend qualifizierten Mitarbeiter vorhanden? Tragen diese die Begeisterung für Naturkosmetik mit?

    Bestehen bei Inhaber und Mitarbeitern ausreichende Fachkenntnisse zu natürlichen Rohstoffen und Behandlungskonzepten?

    Bestehen die Möglichkeiten für erforderliche Schulungen, die sicher mehr Zeitraum als ein Wochenende benötigen?

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