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Aloe Vera in Ihrem Kosmetikstudio: Das sollten Sie als Kosmetikerin wissen. Grundwissen und Tipps für eine besondere Aloe-Vera-Behandlung.
Wunderwirkungen mit Aloe Vera? Wunderwirkungen trifft es wohl nicht ganz. Dennoch lohnt es sich die komplexen Wirkmechanismen von Aloe Vera, die sowohl in der Naturheilkunde als auch in der Kosmetik nutzbringend Anwendung finden, näher anzuschauen. Aloe Vera ist eine Heilpflanze mit jahrtausendealter Tradition. Man kann fast von einem Allrounder der Naturheilkunde und der Kosmetik sprechen. Und das sollten Sie sich als Kosmetikerin zu Nutzen machen. Die meisten Wirkmechanismen sind inzwischen wissenschaftlich bestätigt, doch bei der Verwendung des Wirkstoffes gibt es einiges zu bedenken. Kann man den Saft der Pflanze völlig unbedenklich trinken? Ist sie kosmetisch relevant? Kann man die Pflanze im eigenen Garten züchten und kann man das Gel selbst herstellen? Was ist besser, Saft oder Gel? Fragen über Fragen, die es wert sind, beantwortet zu werden.
Wo kommt die Pflanze eigentlich ursprünglich her? Was wissen wir über die Historie?
Aloe-Arten gibt es Hunderte, aber nur die echte Aloe ist die Aloe Vera. Obwohl man durch die Optik bedingt sicher eher an einen Kaktus denken würde, handelt es sich um ein Liliengewächs, welches auch Wüstenlilie genannt wird. Aus dem arabischen Raum kommend findet man die Pflanze, die über eine extrem große Wasserspeicherkapazität verfügt, heute in Mexiko, Indien und im Mittelmeerraum. Besonders bemerkenswert sind die hohe Speicherfähigkeit von Wasser und die gelartige Struktur im Inneren der Blätter. Denn genau diesem Gel, dem Aloe-Vera-Gel, verdankt die Pflanze die Fähigkeit, sich selbst heilen zu können. Gut zu beobachten: Ein Schnitt an der Pflanze und entstandene Wunden schrumpfen und werden versiegelt. Ein wirklich fast einzigartiger Prozess. Und hier liegt auch der Schnittpunkt zu Naturheilkunde und Kosmetik: Wenn alte Kulturen die Vorstellung eines heilsamen Pflanzengeistes nutzten, so ist die moderne Forschung eher an rationell erklärbaren Prozessen interessiert. Warum sollte sich die aufgeschlossene Kosmetikerin nicht „altes Kulturwissen“ zu Nutze machen?
Inhaltsstoffe von Aloe Vera:
Über mehr als 200 Inhaltsstoffe, die in ihrer Kombination die Wirkkraft ausmachen, verfügt diese Pflanze. Ohne zu stark auf die pharmakologischen Wirkungen einzugehen, beschreibe ich im Folgenden primär die für kosmetische Effekte verantwortlichen Wirkstoffe. So wirken z. B. Einfach-und Mehrfachzucker entzündungshemmend, antiviral, verdauungsfördernd und immunstimulierend. Als Hauptwirkstoff wird das sogenannte Acemannan, z. B. auch im Ginseng befindlich, angesehen. Dieser Wirkstoff muss beim Menschen ab der Pupertät über die Nahrung zugeführt werden und ist somit essentiell. Er stärkt die weißen Blutkörperchen und damit das Immunsystem. Über den Effekt der Darmreinigung und Entsäuerung werden die Aufnahme von Vitalstoffen erhöht und Hefepilze am Wachstum gehindert. Arthrose und Arthritis wird durch Stärkung von Gelenken, Sehnen, Knorpeln und Bändern vorgebeugt.
Essentielle Aminosäuren wie z.B. Lysin regeln die Kollagenbildung an, verleihen der Haut mehr Elastizität und wirken somit dem Alterungsprozess der Haut entgegen.
Enzyme, z.B. die Amylase, helfen bei der Verwertung von Zucker, Eiweiß und Fett, wirken antioxydativ und eliminieren freie Radikale.
Sekundäre Pflanzenstoffe wie z.B. ätherische Öle und Salicylsäure sorgen für antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung.
In der Pflanze steckt also ein wahres Feuerwerk an Wirkstoffen und Wirkmechanismen, welches für kosmetische Behandlungen sehr interessant ist. Aber Achtung: In der dicken Blattrinde befindet sich auch das Aloin, ein inzwischen als schädlich bekannter Stoff!
Gewinnung von Aloe Vera:
Nachdem mit der dicken Blattrinde auch das Aloin entfernt wurde, wird die fleischige Substanz aus dem Inneren der Blätter herausgelöst, gepresst und stabilisiert. Methoden wie Pasteurisation, Gefrier-und Sprühtrocknen werden dazu angewandt.
Wem nützt der Wirkstoff? Wo, wann und wie wird er angewendet?
Auch hier beschreibe ich primär kosmetisch relevante Anwendungsgebiete. Akne, Rötungen, feuchtigkeitsarme Haut, sonnengeschädigte Haut wären wichtige kosmetische Indikationen. Auch nach einer Epilation oder Depilation ist Aloe Vera sehr beruhigend und kühlend wirksam. Ebenfalls interessant ist der Einsatz in der kosmetischen Vor-und Nachbehandlung bei Ästhetisch-Plastisch-Chirurgischen Eingriffen. Nichts für die Kosmetikpraxis? Doch! Denn aufgrund von zwischenzeitlich hohen Ausbildungsstandards kann die Kosmetik-Expertin sehr wohl kooperativ mit einer Praxis für Ästhetisch-Plastische-Chirurgie zusammenarbeiten. Ein echter Imagezugewinn für die Kosmetik-Expertin! Im Angesicht der vielseitigen Heilerfolge verwundert es natürlich nicht, dass sich um das Produkt Aloe Vera ein riesiger Markt, auch im Bereich der Kosmetik, entwickelt hat.
Worauf sollte ich als Kosmetikerin beim Kauf achten?
Natürlich auf Qualität! Folgende Qualitätskriterien sollten Sie beachten: Umfassende Konservierung, natürlich so natürlich wie möglich und so wenig verarbeitet wie möglich. Aloe vera aus dem ganzen Blatt heißt „Whole leaf Aloe vera“. Diese Produkte werden gefiltert um giftige Pflanzenhautteile zu entfernen. Der Nachteil: auch erwünschte Wirkstoffe gehen dabei verloren. Besser sind Aloe –Produkte aus reinem Blattgel, Filterung entfällt hier, es sind mehr Inhaltsstoffe vorhanden. Ideal sind biologische Produkte und das Schälen und Filetieren per Hand. Zur Qualitätsüberprüfung kann auch das IASC-Siegel (International Aloe Science Council) dienen, zumindest was den prozentualen Mindestanteil von Aloe Vera im Produkt betrifft.
Es ist ratsam nach dem Anteil des bereits genannten Wirkstoffs Acemannan zu schauen, die Wirksamkeit hängt eng mit diesem Anteil zusammen. 1200 mg pro Liter ist die Empfehlung. An erster Stelle in der Zutatenliste sollte Aloe Vera und nicht Wasser stehen. Die Aufschrift „100 % Aloe Vera“ ist nicht geschützt, über eine Hochwertigkeit des Produktes sagt diese Aufschrift nichts aus.
Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist auch die Farbe. Hellgelb, ähnlich dem Saft einer Grapefruit, nicht wie Wasser, so wäre die ideale Farbgebung. Oft werden zur Täuschung auch Verdickungsmittel beigefügt. Diese Zugabe ist allerdings völlig überflüssig und spricht nicht für die Vertrauenswürdigkeit des Herstellers.
Sie möchten für Ihr Komsetikstudio Ihr eigenes Aloe-Vera-Gel herstellen?
Ziehen Sie die Pflanze auf einer nach Süden oder Westen gerichteten Fensterbank. Das ist nicht schwer, wenn Sie folgende Tipps beachten: Die Aloe Vera benötigt pro Tag 8-10 Stunden Sonnenlicht, kann aber auch bei kühleren Temperaturen überleben. Frostfrei überwintern. Im Sommer fühlt sich die Pflanze im Freien an einem sonnigen und vor Wind und Regen geschützten Platz am wohlsten. Kein pralles Sonnenlicht für junge Pflanzen. Topf nicht zu klein wählen. Durchlässiges, trockenes und kalkhaltiges Pflanzsubstrat verwenden. Keine hohe Luftfeuchtigkeit, keine nasse Erde. Nur wässern wenn der Boden trocken ist. Pflanze nicht übergießen. Zur ersten Ernte sollte die Pflanze ca. 3 Jahre alt sein und mindestens 12 Blätter haben.
Wenn Sie Ihr eigenes Aloe-Vera-Gel herstellen möchten, gehen Sie dann wie folgt vor: Außenblätter abschneiden und etwa 1,5 Stunden senkrecht nach unten in einen Behälter stellen, damit der gelbe Saft mit dem reizenden Aloin herauslaufen kann. Dann vom breiten Ende etwa 3 cm abschneiden und entsorgen. Anschließend das Blatt längs aufschneiden und mit einem desinfizierten, scharfen Messer sorgfältig filetieren. Dabei nicht zu nah an die umgebende Innenseite der Rinde gelangen und ausschließlich das reine, klare Mark auslösen. Blattgel in ein desinfiziertes Glasgefäß geben und verschließen.
Dieses selbst hergestellte Gel ist im Kühlschrank nur wenige Tage haltbar. Sinnvoll ist ein Konservieren in 20-prozentigem reinem Weingeist und danach portionsweise einfrieren.
Das besondere Aloe-Vera-Treatment in Ihrem Kosmetikstudio:
Passend zum Frühling und Frühsommer bietet sich jetzt eine ganzheitliche Aloe Vera Behandlung im Kosmetikinstitut an. Dafür sind die schönen Grüntöne der Pflanze schon mal sehr passend und eignen sich sehr gut zur Dekoration. Die Praxiswäsche, insbesondere Handtücher, Kompressen und Bademantel, würden in Gelb oder Grün sehr stimmig wirken. Wie eigentlich immer, wäre der Beginn der Behandlung mit einem Fußbad eine schöne Einstimmung. Ergänzt mit einem Glas Aloe Vera Saft als Begrüßungsgetränk. Danach wird die Kundin zur vorbereiteten Liege geleitet und bequem positioniert. Der weitere Ablauf könnte folgendermaßen sein:
Gründliche Gesichtsreinigung
Enzympeeling
Ausreinigen
Wimpern und Brauen färben, Augenbrauenkorrektur (wenn gewünscht)
Auftragen eines hochkarätigen Aloe Vera Gels
Einschleusen des Wirkstoffs mit Ultraschall
Massage
Aloe-Vera-Gel-Maske
Abnehmen der Maske, Abschlusspflege
Typgerechtes Make-up
Als Giveaway würde sich thematisch passend z.B. eine Gesichtskompresse in einem zarten Grünton für die Heimpflege eignen. Nett gerollt, mit einer farblich passenden Schleife umwickelt sowie einem Pröbchen eines guten Aloe Vera Produktes stellt dieses kleine Präsent eine schöne Ergänzung zur Behandlung dar. Alternativ wäre auch ein kleines Fläschchen Aloe Vera Saft, vielleicht sogar aus Eigenproduktion mit eigenem Logo sehr schön.
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